Die größte Kunst beim Bergsteigen ist, dabei auch alt zu werden.

 

Gedanken zur Glorifizierung des Bergsteigers Hermann Buhl in der Tiroler Tageszeitung, 03.07.2023

Im Jahr 1957 wurde ich Mitglied des Österreichischen Alpenvereins Innsbruck sowie des Österreichischen Bergrettungsdienstes Tirol und fand Aufnahme beim Alpine Club Karwendler Innsbruck.

 

1957 war auch das Jahr, in dem Clubmitglied Hermann Buhl nach Erfolgen am Nanga Parbat (1953)  und am Broad Peak ( 9. Juni 1957)  an der Chogolisa  mit einer Wechte im Alter von 33  Jahren in den Tod stürzte.

Hermann Buhl hatte die Kriegsjahre gerade überstanden, in denen er auch Erfahrung mit der Hitlerdroge Pervitin gesammelt hatte.  Pervitin war damals nicht verboten, weil Leistungssteigerung im Krieg erwünscht war. Die Soldaten wussten nicht, womit man sie da fütterte. Erst nach dem Krieg kam es auf, mit welch einem Teufelszeug sie ins Verderben getrieben wurden. Die Droge wurde in der Folge zur Leistungssteigerung im Sport verboten.

 

Die Erstbesteigung des Mount Everest, 8848 m, erfolgte am 29. Mai 1953 durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay mit Flaschensauerstoff.

Hermann Buhl stand kurz darauf am 3. Juli 1953 auf dem Gipfel des Nanga Parbat - ohne Flaschensauerstoff.  Er verheimlichte später jedoch nicht, dass er zu Pervitin gegriffen hatte und schilderte seinen Gipfelgang sehr ehrlich und eindrucksvoll im Buch vom Nanga Parbat (1954, Nymphenburger Verlag München, Verlagsnummer 192, ab Seite 134 bis 151).

 

Buhl gab an, dass er für den Aufstieg 2 Stück Pervitin einnehmen musste, und um zu überleben, dann nochmals 3 Stück Pervitin im Abstieg.

 

Bei nahezu allen nachfolgenden 8000er-Besteigungen unterschied man nur zwischen Gipfelgängen „mit Sauerstoff“ und „ohne Sauerstoff“. Es wurde so dargestellt, als wären die Besteigungen mit Sauerstoff Doping und ohne Sauerstoff frei von jeglichen leistungssteigernden Mitteln!

Vor allem  Messner stellte es schon damals bei der Herrligkoffer-Expedition 1970 am Nanga Parbat so dar, als wäre er mit seinem Bruder ohne Doping zum Gipfel und auf der anderen Seite ohne Doping abgestiegen. (Mehr dazu siehe „Messners verlorene Prozesse“).

 

Anscheinend war dieses Unternehmen der Test für die weiteren 8000er-Besteigungen von Messner. Sein Spruch war ja immer „wir lassen uns die Freiheit in den Bergen nicht nehmen“.

 

Und das akzeptierte der Alpenverein und machte sogar mit dem 2012 auf der Hungerburg errichteten  Hermann-Buhl-Denkmal DOPING AM BERG salonfähig! Denn einen Hinweis auf die verwendete Aufputschdroge Pervitin sucht man vergeblich.

 

Vergeblich sucht man auch einen kritischen Hinweis darauf im glorifizierenden Artikel in der Tiroler Tageszeitung vom 23.07.2023. Hier der Link dazu.

"Bis heute unübertroffen: Vor 70 Jahren bezwang Hermann Buhl den Nanga Parbat"

 

Das Dopingmittel Pervitin war noch bis zur Mount Everest-Expedition 1978 bei allen 8000er-Besteigungen im Einsatz, bis Dr. Oswald Oelz seinen „Margherita-Cocktail“ auf den Markt brachte.

 

Literaturtipp: Interessantes  erfahren Sie auch im Buch von Krimhilde Buhl „Mein Vater Hermann Buhl“, Verlag Herbig. Seine jüngste Tochter starb bereits mit 20 Jahren an einer Überdosis Drogen (s. Buch Seite 242).

Wie hart Hermann Buhls Überlebenskampf am Nanga Parbat gewesen war, zeigt schließlich auch das Porträt von ihm, das keinen 29-jährigen, sondern eher einen 70-jährigen Mann zeigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquelle: Tiroler Tageszeitung, 23.07.2023