HOHE MUNDE

2662 Meter

 

Die "Direkte Südwand"

(Schwierigkeitsgrad VI)

ist eine klassisch-historische Route der 1930er- und 1970er-Jahre.

 

Auf den Spuren von Pert Fankhauser und Luis Rehacek vollendete Helmut Wagner als Bergführer zusammen mit Manfred Abelein die 1. vollständige Begehung der 400 Meter hohen „Direkten Südwand“ der Hohen Munde in 23 Stunden reiner Kletterzeit am 23. November 1978.

 

Es handelt sich um eine sehr schöne Klettertour mit allem, was der Fels zu bieten hat. Nachdem Wagner und Abelein im unteren Teil der Wand nur drei alte rostige Haken vorgefunden hatten, schlugen sie an die 50 dazu und beließen rund 25 Felshaken in der Wand.

 

Der Einstieg in die „Direkte Südwand“ befindet sich am tiefsten Punkt der Wand, unmittelbar in der Gipfelfalllinie. Der mittlere Teil der Südwand wird von einer ausgeprägten, auffallenden Verschneidung durchzogen, wobei der rechte Teil eine senkrechte bis überhängende Wand bildet, die nur durch Bohrhaken erschlossen werden kann. Der linke Teil der Verschneidung springt vor und bildet einen Pfeiler.


Dieser weist wiederum Risse, Kamine, Wandstellen, Verschneidungen und Überhänge auf. Um in dieses Riss- und Kaminsystem der „Direkten“ zu gelangen, klettert man etwa 15 m über die Einstiegsfelsen bis unterhalb eines Dachüberhanges, den man an seiner schwächsten Stelle, einige Meter links überklettert (VI.Grad). In der zweiten Seillänge klettert man in fast senkrechter Wand ohne Zwischensicherung etwa 15 m hinauf (V+). Nach der dritten Seillänge wird die Rissreihe mittels eines 10 m-Querganges an grauer Platte nach links verlassen. Nach weiteren 40 m erreicht man ein Köpfchen mit anschließend abgespaltener Schuppe, auf deren Rückseite man mittels Seilquergangs von 8 m absteigend in das bereits oben erwähnte Risssystem links der großen Verschneidung gelangt. Wie bereits im unteren Teil der Wand klettert man auch hier sehr abwechslungsreich, Risse, Kamine, Überhänge und eine Verschneidung (VI), bis man nach 5 Seillängen gestuftes Gelände erreicht. Über Geröll, kurze Wandstellen und einen Überhang (V+) gelangt man zum Pfeilerkopf oberhalb der großen Verschneidung. Die Gipfelwand wird ebenfalls von einer großen Verschneidung durchzogen. Man klettert an geneigter Wand von links unten nach rechts oben in einem Risssystem bis zu einer scharfen Kante, die man im Reitsitz überwindet, über gestuften Fels, bis man links über eine Wandstelle (V+) den  Grat, der zum Gipfel führt, erreicht.

 

Kletterzeit: ca. 4 bis 7 Stunden mit alpiner Ausrüstung. Material: 45 m Doppelseil, Felshammer, Sortiment Felshaken und einen Satz Friends. Zustieg: ca. 2 Stunden.

Zur Erschließungsgeschichte:

Da behauptete doch einer, er hätte den unteren Teil der Route als Erster eingerichtet! Von „Einrichten 1978“ keine Spur und Erster war er auch nicht! Die Ersten in dieser Route waren 1932 Pert Fankhauser und Luis Rehacek, die bis unterhalb der Gipfelwand geklettert sind und über gestuftes Gelände gegen Westen aus der Wand ausstiegen (siehe das in Rot eingezeichnete  X links oben im Bild). Die Zweiten in dieser Route waren Helmut Wagner und Manfred Abelein 1978, die schließlich „die erste vollständige Begehung“ dieser direkten Südwand machten. Dokumentiert ist das alles in der Chronik von Telfs, im Telfer Buch 1955, im später aufgefundenen Tourenbuch von Luis Rehacek, in mehreren Zeitungsberichten vom November 1978, im Alpinismus 1979, im Alpenvereinsführer 1989 und im Buch "Hohe Munde" vom Chronist Hansjörg Hofer 2014.

Auch die Besteigungsgeschichte des Pfeilerwegs und der SO-Wand Route wurde von der gleichen Person in diversen Schriften falsch dargestellt. Weder das Jahr noch die Namen der Ersterschließer sind bekannt. Jedenfalls nicht die 1940er-1950er Jahre und nicht Pischl und Wörle. Vermutlich wurden die beiden Routen bereits Ende 1920 oder Anfang 1930 erschlossen. (Siehe dazu ebenfalls Telfer Chronik und Alpenvereinsführer 1984.) Auch andere Touren in der Mieminger-Kette und im Wetterstein-Gebirge wurden von diesem Provinzialisten mangels alpiner Geschichtskenntnis sowie fehlender Kenntnis internationaler Reglements (UIAA 1978) falsch dargestellt.